Sorgsame Vorbereitung und Information sorgen für hohe Impfbereitschaft und Verständnis

„Hallo, herzlich willkommen!“ – Freundlich begrüßen Nadine Heumann und ihr Team eine junge Frau in der Flüchtlingsunterkunft in Haiger. „Haben Sie vor der Impfung noch Fragen?“, führt die Ärztin des Kreis-Gesundheitsamtes fort. Eine Dolmetscherin übersetzt, die Ukrainerin antwortet und die Dolmetscherin sagt: „Sie möchte wissen, ob auf die Einstichstelle beim Duschen Wasser kommen darf.“ Nachdem das geklärt ist, kann die Frau geimpft werden.

Das Masernvirus ist hochansteckend. Eine Infektion kann schwerwiegende, gesundheitliche Komplikationen nach sich ziehen und in einigen Fällen tödlich enden oder mit schweren bleibenden Schäden einhergehen. Deshalb gilt in Deutschland seit dem 1. März 2020 das Masernschutzgesetz. Demnach müssen Menschen ab Geburtsjahr 1971, die in einer Gemeinschaftseinrichtung untergebracht sind, den Masernschutz nachweisen. Um einem großflächigen Masern-Ausbruch im Lahn-Dill-Kreis präventiv vorzubeugen, impft das Kreis- Gesundheitsamt seit dem 1. Dezember 2022 geflüchtete Menschen, die im Kreisgebiet untergebracht sind, gegen Mumps, Masern und Röteln (MMR). Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter informieren die Menschen mit Dolmetscherinnen und Dolmetschern im Vorfeld genaustens über die Impfung und die Gründe für die Impfpflicht. Zudem teilen sie die vorher festgelegten Impftermine mit und stellen Info-Flyer in verschiedenen Sprachen zur Verfügung. „So sorgen wir dafür, dass die Menschen gut vorbereitet und ohne Angst oder Zwangsgefühle zum Impftermin kommen“, erklärt Nadine Heumann bei einem Impftag in der Flüchtlingsunterkunft am Paradeplatz in Haiger. Stattdessen herrsche eher Dankbarkeit und Verständnis bei den Terminen. „Wie bei jeder Impfung führen wir vor der Spritze ein Aufklärungsgespräch mit den Patientinnen und Patienten, um alle Fragen zu klären“, führt sie fort. Die meisten Impflinge seien aber gut informiert, sodass kaum Fragen gestellt werden.

Die Impfteams des Gesundheitsamtes bestehen aus einer Ärztin sowie aus zwei weiteren Krankenpflegekräften oder medizinischen Fachangestellten und sind gut aufeinander abgestimmt: Eine Kollegin bereitet die Spritzen vor, die Ärztin impft die Patientinnen und Patienten und eine weitere Kollegin kümmert sich sorgfältig um die Dokumentation. So schafft es das Team, bei den Impftagen durchschnittlich rund 20 geflüchtete Menschen im Lahn-Dill-Kreis zu impfen. Meistens besuchen die Teams verschiedene kleine Unterkünfte an einem Tag. Der MMR-Impfstoff wird in tragbaren Kühlboxen gelagert und transportiert. Bei Terminen in großen Gemeinschaftsunterkünften, wie beispielsweise auf dem Paradeplatz oder auf dem Festplatz Finsterloh in Wetzlar, kann das Team sich für mehrere Stunden an einem Ort einrichten. So können sogar rund 60 Personen an einem Tag geimpft werden. Bisher konnte das Kreis-Gesundheitsamt etwa 1.000 MMR-Impfungen verabreichen.

Der schnelle und unkomplizierte Ablauf kommt neben der guten Organisation auch daher, dass viele Menschen im Lahn-Dill-Kreis bereits ihre Zweitimpfung bekommen. „Die meisten erhalten ihre erste Impfung schon in der Erstaufnahmeeinrichtung, kurz nach ihrer Ankunft hier in Hessen“, sagt Heumann. Somit seien sie bei der zweiten Impfung schon erfahrener, generell zeigen sich die meisten gegenüber der Impfung aufgeschlossen. Ein Mann erzählt, er habe vorher auch als Arzt gearbeitet und sei mit dem Impfen vertraut. Ein 17-jähriger Junge sagt lachend: „Mit 17 Jahren kann ich selbst entscheiden, ob ich geimpft werde. Aber die Waschmaschine hier in der Unterkunft soll ich nicht ohne meine Mutter benutzen.“

Die Impftage finden in regelmäßigen Abständen in verschiedenen Gemeinschaftsunterkünften im Lahn-Dill-Kreis statt, sodass die Menschen Erst- und Zweitimpfung im empfohlenen Abstand von mindestens vier Wochen erhalten können. Ziehen sie zwischen den zwei Impfungen in eine andere Unterkunft, kann das zu terminlichen Problemen führen. Ein Mann kam ein paar Tage zu früh zu seiner Zweitimpfung. Das Gesundheitsamt kümmert sich jetzt darum, dass er diese zeitnah bei einem anderen Impftermin in der Nähe erhält. Ein anderer Mann, der seine Erstimpfung in Haiger erhalten hat und dann umgezogen ist, reiste für die Zweitimpfung extra mehrere Kilometer mit dem Bus an. „Auch das zeigt uns, dass die Menschen uns vertrauen und sich auch zu ihrem eigenen Schutz gerne impfen lassen möchten“, sagt Nadine Heumann.

Künftig wird das Kreis-Gesundheitsamt das Ankunftszentrum des Lahn-Dill-Kreises in Heisterberg einmal pro Woche besuchen und die Menschen vor Ort gegen MMR impfen. „So erreichen wir die Menschen, bevor sie im Kreisgebiet verteilt unterkommen. Mit der MMR-Impfung schützen wir nicht nur die geimpften Menschen selbst, sondern die gesamte Bevölkerung des Lahn-Dill-Kreises“, erklärt Claudia Echterhoff, stellvertretende Leiterin des Kreis-Gesundheitsamtes. Auch in Unterkünften, die in Zukunft neu eingerichtet werden, sind Impftage geplant.

 

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